Warum vordippen?

Das Vordippen besteht in der Aufbringung von Desinfektionslösung auf die Zitze VOR dem Melken, 20 – 30 Sekunden Warten, damit es einwirkt, und dann Abwischen. Ziel ist es, dass die Zitze sauber und trocken ist, um das Risiko von klinischer Mastitis durch Umgebungserreger wie E. coli, andere Coli-Bakterien und Strep. uberis so gering wie möglich zu halten. Diese Keime sind die häufigste Ursache für klinische Euterentzündungen in der Milchwirtschaft in Großbritannien, ganz Europa und überall in der Welt.

Infektionsherd im Fall der Coli-Bakterien und Strep. uberis ist die Umgebung. Die Keime können zu drei Zeitpunkten in die Zitze gelangen:

  • beim Melken, falls die Zitzen schmutzig sind
  • sofort nach dem Melken, falls die Kühe sich auf schmutzige Plätze legen
  • während der Trockenstehzeit, da viele Zitzen nicht verschlossen sind

Die Nachmelkdesinfektion besteht in der Desinfektion der Zitzen NACH dem Melken, um alle Keime abzutöten, die während des Melkens auf die Zitzenoberfläche gelangt sind. In jeder Milchviehherde ist nachzudippen, um die Zellzahl im Griff zu behalten.

Das Konzept Vordippen entwickelte sich in Kalifornien, wo man herausfand, dass saubere Zitzen das Auftreten von klinischen Euterentzündungen verringerten und zudem die Keimzahlen senkten. In vielen Betrieben wird das Vordippen heute – mit großem Erfolg – praktiziert und es wird immer beliebter. Ein Parallelversuch in Großbritannien, bei dem die Hälfte der Kühe in der untersuchten Herde mit Vordippen gemolken wurden, ergab eine Verringerung um 57 % der klinischen Euterentzündungen und eine Senkung um 70 % der Gesamtkeimzahl.

Überraschend sind solche Ergebnisse nicht. Das Ansetzen des Melkzeugs an eine gereinigte, trockene Zitze senkt das Risiko einer klinischen Mastitis. In manchen Herden werden die Zitzen durch Abstreichen von losem Kot oder Mist trocken gereinigt, in anderen zunächst nass gereinigt, dann trockengewischt.

Die Einwirkzeit des Vordippmittels ist von Bedeutung, weil sie auch dafür sorgt, dass etwa vorhandene Verschmutzungen die Lösung aufsaugen und sich so leichter entfernen lassen. Während der Einwirkzeit töten ihre Inhaltsstoffe die Keime ab.

Viele Milchviehhalter berichten zudem, dass die Kondition der Zitzenhaut sich durch Vordippen verbessert und dass die Kühe schneller und vollständiger ausgemolken sind, weil der Reflex des Milcheinschießens effektiver ist. Das hat notwendig positive Auswirkungen auf die Leistung und führt zur Verkürzung der Melkdauer.

Schlüsselfaktoren beim Vordippen:

  • Da das Dippen nur die Zitze netzt, ist es besser als das Sprühen. Beim Sprühen kann Feuchtigkeit vom Euter wieder auf die abgetrockenete Zitze herabfließen.
  • Eine Einwirkzeit von 20 bis 30 Sekunden ist abzuwarten, in der etwa vorhandene Verschmutzungen aufgeweicht werden und das Desinfektionsmittel wirkt.
  • Die Zitze muss trockengewischt werden, damit Schmutz tatsächlich verschwindet und keine Rückstände in die Milch gelangen.
  • Anders als Nachdippmittel, die für nach dem Melken bestimmt sind, müssen Vordippmittel Keime schnell abtöten. Vergewissern Sie sich, dass die verwendete Lösung geeignet ist und nachweislich schnell wirkt.

In der Gruppe mit Vordippen Rückgang um 57 %, auch 70 % weniger Keime