Reinigung der Anlage

Melkstände sind zwar größer geworden und verfügen über mehr Automatisierung, aber die Prinzipien für die Reinigung der Anlage haben sich seit der Entwicklung der ersten Melkstände weitestgehend nicht verändert. Die wirksame Anlagenreinigung basiert auf der passenden Menge Wasser, seiner richtigen Temperatur und der nötigen Konzentration der Reinigungsmittel.

Schlechte Anlagenreinigung führt häufig zu hohen Keimzahlen in der Milch, obwohl dazu auch andere Faktoren, die mit dem Euter, innen wie außen, zu tun haben, beitragen können.

Empfohlener Ablauf für die Anlagenreinigung

Reinigen Sie nach dem Melken die Außenseiten der Zitzenbecher gründlich mit einer Bürste und setzen Sie sie auf die sauberen Düsen der Spülaufnahme. Achten Sie besonders auf die Kontaktfläche zwischen Becher und Spülaufnahme. Falls Mastitiskontrollgeräte in der Leitung verbaut sind, prüfen Sie, ob sie sauber sind, da Fremdkörper und Verklumpungen die Strömung der Reinigungslösung behindern.

Bauen Sie die Milchfilter aus, spülen Sie sie sauber, und setzen Sie sie wieder ein. Bei Filtern aus Baumwolle ersetzen Sie sie durch neue. Denken Sie auch an eine Überprüfung, ob es irgendetwas Besonderes gibt, z. B. Verklumpungen der Milch wegen Euterentzündung oder besonders starke Verschmutzungen, und beachten Sie das, was Sie etwa finden.

Sehen Sie pro Melkzeug mindestens 14 Liter Kalt-, besser lauwarmes Wasser für den Vorspülgang vor. Mit dem Vorspülen soll der größte Teil der Milchreste aus der Anlage entfernt werden. Denken Sie bei der Bemessung der nötigen Wassermenge auch an etwa vorhandene Melkzeuge, mit denen zu separierende Milch abgemolken wird, welche ebenfalls an der Reinigungsleitung hängen. Führen Sie den Vorspülgang durch und leiten Sie das Schmutzwasser in den Abfluss.

Sehen Sie für den Hauptgang als Zirkulationsreinigung ebenfalls 14 Liter, aber Heißwasser (85ºC) pro Melkplatz vor – sofern nicht der Hersteller des Reinigungs-/Desinfektionsmittels etwas anderes vorgibt. Leiten Sie etwa 4 Liter pro Melkplatz in den Abfluss, während die Anlage sich aufwärmt. Die Temperatur des letzten abgeleiteten Wassers, bevor die Druckleitung zur Spülwanne geschwenkt wird, muss mindestens 55ºC betragen.

Geben Sie dann die geforderte Menge Reinigungs-/Desinfektions- bzw. Hygienisierungsmittel in die Spülwanne zu. Es vorher zuzugeben, wäre unwirtschaftlich, da auch die Wirkung zweifelhaft ist.

Lassen Sie im Hauptgang 5 bis 7 Minuten lang zirkulieren, sofern der Hersteller der verwendeten Mittel nichts anderes vorgibt. Auch am Ende des Reinigungsgangs muss die Temperatur der zirkulierenden Reinigungslösung noch mindestens 55ºC betragen.

Lassen Sie daraufhin zum Abschluss mit 14 Liter pro Melkplatz Kaltwasser durchspülen. Ziehen Sie in Erwägung, beim Nachspülen Natriumhypochlorit im Verhältnis 25 ml auf 40 Liter oder Peressigsäure (gewöhnlich mit 0,01 – 0,02 % (4 – 8 ml auf 40 Liter)) zuzugeben. Es kann sein, gerade bei Wasser niedrigerer Qualität, dass die Zugabe dieser Stoffe im Nachspülgang erforderlich ist.

Während das oben Beschriebene für die Anlagenreinigung von Hand gilt, betreffen diese Überlegungen ebenso Reinigungsautomaten. Manche solche Anlagen bieten zwei Vorspülgänge, einmal Kalt-, dann lauwarmes/Heißwasser zum Vorwärmen der Anlage. Im diesem Fall erspart man sich das Ableiten von Wasser am Beginn des Zirkulationsreinigungsgangs. Auch zwei Nachspülgänge sind oft verfügbar, von denen der erste eine Klarwasserspülung ist, dem zweiten Natriumhypochlorit oder Peressigsäure zugegeben werden.

Gleich ob Reinigung von Hand oder mit Automat, es ist wichtig, regelmäßig die Menge und Temperatur des Wassers und die Zugabe der Reinigungsmittel zu überprüfen. Allerdings sind ebenso stets die gesundheitlichen und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, wenn Sie die Mittel für die Anlagenreinigung abmessen oder mit ihnen umgehen.

Schließlich ist ab und an der Hauptreinigungsgang zu beobachten. Kontrollieren Sie, ob an jedem Melkplatz ausreichend Reinigungslösung ankommt, und bei Anlagen mit Mengenmessbehältern, ob sie sich zwischen Melkzeug und Messbehälter gleichmäßig verteilt. In solchen Anlagen dürfen die Milchmengenmessbehälter auch nicht abwechselnd übervoll werden und trocken fallen.

Bei Anlagen mit direktem Anschluss an die Milchleitung haben die Leitungen einen deutlich größeren Durchmesser als bei solchen mit Mengenmessbehältern. Damit die gesamte Innenseite der Leitung sauber wird, ist ein Luft einspritzender Spülpulsator erforderlich, der in der Leitung zum Aufbau eines Wasserpfropfens beiträgt, welcher an der gesamten Oberfläche entlangströmt. Es ist unabdingbar, dass dieser Pfropfen auf seinem Weg durch die gesamte Leitung intakt bleibt, bis er die Endeinheit erreicht.

Falls die Injektion von Luft in die Leitung nicht lange genug dauert, wird kein guter Pfropfen gebildet. Umgekehrt führt eine zu lange Injektion von Umgebungsluft zu einem drastischen Abfall der Vakuumhöhe in der Anlage, zum Zerfließen des Wasserpfropfens und zur Senkung der Strömungsrate insgesamt. In beiden Fällen verschlechtert sich die Zirkulation der Waschlösung beim Reinigen der Anlage.

Der Pfropfen muss mit ca. 8 – 10 m/s unterwegs sein, was grob so viel heißt wie eine Sekunde lang Luft einspritzen pro 10 m Milchleitung. Auch braucht es eine Zeit ohne Injektion von Luft, in der die Milchleitung sich mit der Reinigungslösung auffüllt; sie liegt gewöhnlich bei etwa 30 s. Pi mal Daumen muss der Reinigungsgang mindestens 15 Wasserpfropfen beinhalten.

Melktechnikhersteller haben verschiedene Gestaltungen entwickelt, mit denen die korrekte Ausbildung des Pfropfens gewährleistet wird, doch bleibt es wichtig, das Verhältnis der Dauer der Luftinjektion zwecks Pfropfenbildung zum Intervall zwischen den Pfropfen zu optimieren und zu überprüfen. Wenn die Waschlösung im Milchsammelbehälter sichtbar und fühlbar gleichsam „einschlägt“, wenn der Spülpulsator Umgebungsluft eingelassen hat, dann ist der Pfropfen durchweg intakt geblieben und hatte dauerhaft Kontakt zu den Innenoberflächen. In jedem Fall führt die nicht richtige Ausbildung des Pfropfens dazu, dass der obere Teil der Innenseite der Milchleitung nicht zufrieden stellend gereinigt wird.

Zum Schluss: Überprüfen Sie ab und an ebenfalls, ob die Reinigung der Anlage wirksam ist. Kontrollieren Sie den Kopf der Zitzengummis, die inneren Oberflächen der Milchmengenmessgeräte, die Innenseite der Milchsammelbehälter (auch wenn das nicht überall möglich ist), die Kugel im Milchabscheider und auch die langen Milchschläuche.

Und natürlich muss immer ausreichend Reinigungsmittel im Vorratsbehälter sein, zu kontrollieren gerade beim Einsatz von Reinigungsautomaten!

Milchprobennahme als Entscheidungshilfsmittel zwecks selektiver Behandlung beim Trockenstellen

Seit der Verabschiedung des so genannten 5-Punkte-Plans durch Großbritanniens Nationales Forschungsinstitut für Milchwirtschaft in den späten 1960ern wird die herdenweite Behandlung beim Trockenstellen von den Milchviehhaltern in Großbritannien (und weltweit) breit angewendet. Dabei zeigte sich, dass das der Eutergesundheit und der Mastitisvorbeugung zuträglich war, gerade betreffs Ansteckungserreger. Allerdings wird der Druck auf die Milchwirtschaft immer größer, die Antibiotikagabe in der Milcherzeugung zu verringern.

Die selektive Behandlung bestimmter Kühe beim Trockenstellen hat daher nicht nur in Großbritannien, sondern auch anderswo in der Welt einen Aufschwung erlebt. Die Niederlande sind darin weltweit führend, z. T. gerade wegen der behördlichen Kontrolle und der Durchsetzung der Verringerung der Antibiotikaanwendung in Milchviehherden. Die nur selektive Behandlung kann mit Erfolg und ohne jede Auswirkung auf die Mastitisvorbeugung und die Neuansteckungsrate eingeführt werden. Jedoch erfordert die Umsetzung ein sorgfältiges Management und das Vorhandensein von aussagekräftigen kuhindividuellen Aufzeichnungen.

Die Entscheidung stützt sich auf individuelle Zellzahl, die Historie klinischer Fälle, Zitzenkondition und Zahl und Art der Keime, welche in der Herde bekannt sind. Gewöhnlich werden Kühe nur dann für eine Behandlung mit Zitzenverschluss ausgewählt, wenn die letzten 3 Zellzahlen vor dem Trockenstellen unter 150.000 – 200.000 lagen und die Kuh als gering mastitisgefährdet gilt, d. h. seit 3 Monaten und noch besser in der ganzen Laktation keine klinische Euterentzündung hatte. Betriebe sind jedoch unterschiedlich wegen der Komplexität durch Zahl und Art der Mastitis erregenden Keime, die auf einem Hof gewöhnlich vorhanden sind, und wegen anderer Risikofaktoren wie Angemessenheit des Stallaufbaus. Daher ist es wichtig, dass auch der Ratschlag des Betriebstierarztes eingeholt wird.

Allerdings sind zutreffende kuhindividuelle Informationen zur Eutergesundheit maßgeblich. Dazu gehören alle Fälle von Mastitis (Datum und Behandlung ja oder nein), sämtliche verabreichte Gaben, das betroffene Viertel, das verwendete Arzneimittel und die Anzahl Verabreichungen. Zudem umfassen sie monatliche, kuhindividuelle Zellzahlangaben.

Eine Form von Probennahme ist erforderlich: Methode und Gerät. Im Falle von Herdbucheinträgen muss das Gerät die ICAR-Zulassung haben. Für gewerblich gehaltene Herden ist aber bloß ein zuverlässiger Probennehmer erforderlich, z. B. Ambics Probennehmer AMS/200, mit dem eine kleine, aber repräsentative Probe Milch genommen wird. Mit Blick auf kuhindividuelle Entscheidungen beim Trockenstellen geht es dabei um die Zellzahl, doch eignet sich die Probe auch für bakteriologische Auswertung, Analyse der Milchzusammensetzung, Progesteron- oder Hemmstofftest (Antibiotikarückstände).

Wenn die Kuh ausgemolken ist, wird der Probennehmerbehälter abgenommen, geschüttelt und dann die nötige Menge in die kleinere Probenflasche umgefüllt, die mit der Kuhkennung und dem Datum der Probennahme beschriftet wird. Der Behälter des Probennehmers wird ganz geleert und kann für die nächste Kuh wieder in den Probennehmer eingesetzt werden.

Erhobene Proben können anschließend angemessen verpackt und zur Auswertung verschickt werden. Klar ist, dass die Ergebnisse in einem verwendbaren Format geliefert werden müssen, damit die Ergebnisse einer jeden Kuh über ihre ganze Laktation hin einfach überwacht werden können. Besprechen Sie dann die Interpretation dieser Ergebnisse mit Ihrem Tierarzt, mit Blick auf die individuelle Auswahl derjenigen Kühe, die ebim Trockenstellen behandelt werden sollen.

Einzelkuhweise Milchprobennahme

Einzelkuhweise Milchprobennahme


Milchproben einer einzelnen Kuh können auf Zellzahl, Milchfett und Eiweiß untersucht werden. In einigen Herden wird zudem auf Progesteron in der Milch untersucht. Manche Labore führen auch Untersuchungen auf Paratuberkulose durch, eine Krankheit, die Milchkühe schwächt und stets tödlich verläuft; und künftig ist vielleicht auch der PCR-Test auf bestimmte Keime als eine der üblichen Untersuchungen verfügbar.

Die meisten Milchkontrollprogramme untersuchen die Kühe einmal im Monat; verschiedene andere Milchviehhalter erstellen alle sechs oder acht Wochen Aufzeichnungen. In einigen Herden werden Proben aus dem Vorgemelk oder den ersten zehn Strichen vor Ansetzen des Melkzeugs genommen. Solche Proben sind nicht für das gesamte Gemelk repräsentativ. Im Vorgemelk ist die Zellzahl deutlich höher. Auch ist es schwierig, gleichmäßig viel Milch aus jedem der vier Viertel zu sammeln. Das zeigt, wie maßgeblich es ist, eine repräsentative Probe zu nehmen, und gerade die Verwendung eines Geräts wie des Ambic-Milchprobennehmers gewährleistet, dass Milch gesammelt wird, die das Gesamtgemelk abbildet.

Einzelkuhweise Untersuchung der Zellzahl

Die Ermittlung der Zellzahl bietet ein numerisches Ergebnis, das ein Indikator für eine etwaige subklinische Infektion der Kuh am Tag der Probennahme ist. Die Zellzahl ist aus einer Reihe von Gründen von Bedeutung:

  • Nach EU-Gesetzgebung hat alle Milch, die ein Betrieb abgibt, eine Zellzahl von unter 400.000 zu haben.
  • Die meisten Abnehmer setzen für Milch mit hoher Zellzahl im Tank Abzüge fest. Von Land zu Land ist der Schwellenwert unterschiedlich, aber die meisten Erzeuger erhalten weniger für ihre Milch, wenn die Zellzahl über 200.000 bis 250.000 liegt.
  • Hohe Zellzahl bedeutet auch, dass eine subklinische Infektion vorliegt, die sich erheblich auf die Milchleistung auswirken kann.
  • Eine Kuh mit einer hohen Zellzahl ist ein Infektionsherd für den Rest der Herde; entsprechend können für sie Managemententscheidungen getroffen werden, z. B. als letzte melken, früher trockenstellen, spezielle Behandlung beim Trockenstellen, bakteriologische Untersuchung zur Ermittlung der Infektionsursache usw.

Für Herden, wo hohe Zellzahlen problematisch sind, gilt der Rat, die Kühe regelmäßig zu untersuchen. Ziel ist es, dass herdenweit die Zellzahl deutlich niedriger liegt als die Schwelle, ab der Abzüge festgesetzt werden, gewissermaßen als Sicherheitspuffer, falls einige Proben hohe Zellzahl aufweisen, damit der für den Milchpreis maßgebliche Mittelwert nicht über die Schwelle für Abschläge steigt.

Bestandteile der Milchqualität

Eine Probe kann auf Milchfett und Eiweiß untersucht werden. Diese Angaben können mit dem für die Herde bekannten Milchfett- und Eiweißgehalt verglichen werden und so auf Kühe mit niedrigen Werten verweisen. Allerdings muss man sich darüber klar sein, dass die Ergebnisse erheblich variieren können. Der Eiweißgehalt ist ein nützlicher Indikator für die Energiebilanz, und falls also die frischmelkenden die Kühe mit niedrigen Milcheiweißwerten sind, sollte man ihre Energieaufnahme anpassen. Es gibt sowohl Erzeuger und Berater, die Milchfett und Eiweiß einzeln auswerten, als auch solche, die es in kombiniert tun, aber immer werden sie im Vergleich zu den herdenweiten Werten untersucht.

Untersuchung der Milch auf Progesteron

Die Untersuchung der Milch auf Progesteron ist ein sehr zuverlässiges Mittel, Kühe zu ermitteln, die NICHT trächtig sind. Kühe mit einem niedrigen Progesterongehalt in der Milch sind ganz sicher nicht trächtig. Viele Erzeuger führen diese Untersuchung 18 bis 24 Tage nach der letzten Besamung durch. Falls das Ergebnis ein niedriger Wert ist, ist man 100 % sicher, dass das Tier nicht trächtig ist, und ein Hilfsmittel zur Brunsterkennung wie AiREADY oder AiALERT kann an der Kuh angebracht werden, damit man ihr Brunstverhalten erkennt, wenn sie das nächste Mal besamt werden kann.

Ein hoher Wert lässt eine Trächtigkeit des Tiers vermuten, und zur Bestätigung wird die Trächtigkeitsprüfung herangezogen. Leider kann die Milchuntersuchung auf Progesteron die Trächtigkeitsprüfung nicht ersetzen, da gerade bei Kühen mit zystisch veränderten Eierstöcken und verlängerter Brunst die Ergebnisse falsch positiv sein können.

Weitere Untersuchungen

Manche Labore können Untersuchungen zur Erkennung von Antikörpern auf Paratuberkulose durchführen. Das dient der Entscheidung, ob Tiere infiziert oder infektionsfrei sind. Solche Untersuchungen sind nicht zu 100 % zuverlässig, doch lässt sich mit den Angaben aus einer Reihe Untersuchungen eine Historie erstellen, die der Historie der Einzelkuh insgesamt zugeordnet werden kann.

Es könnte in der Zukunft möglich sein, die Milchproben der zehn Kühe mit den höchsten Zellzahlen mit Hilfe des PCR-Tests auf Mastitis erregende Keime untersuchen zu lassen. Beim PCR-Test werden Bakterien mit einer auf ihre DNA abstellenden Technologie ermittelt. Jedes Bakterium hat seinen charakteristischen DNA-Aufbau, quasi wie sein Nummernschild, mit dessen Hilfe es sich mit einer Zuverlässigkeit von 100 % identifizieren lässt. So etwas kann bei der Steuerung der Zellzahlen sehr hilfreich sein.

Es gibt weitere Untersuchungen, welche einzelne Erzeuger oder ihre Tierärzte eventuell durchführen lassen möchten, und davon wird es wahrscheinlich in dem Maße mehr geben, wie die Labortechnik und die Untersuchungen, die heute bereits ausgearbeitet werden, sich entwickeln.

Näheres zum Ambic-Milchprobennehmer finden Sie hier.