Milchprobennahme als Entscheidungshilfsmittel zwecks selektiver Behandlung beim Trockenstellen

Seit der Verabschiedung des so genannten 5-Punkte-Plans durch Großbritanniens Nationales Forschungsinstitut für Milchwirtschaft in den späten 1960ern wird die herdenweite Behandlung beim Trockenstellen von den Milchviehhaltern in Großbritannien (und weltweit) breit angewendet. Dabei zeigte sich, dass das der Eutergesundheit und der Mastitisvorbeugung zuträglich war, gerade betreffs Ansteckungserreger. Allerdings wird der Druck auf die Milchwirtschaft immer größer, die Antibiotikagabe in der Milcherzeugung zu verringern.

Die selektive Behandlung bestimmter Kühe beim Trockenstellen hat daher nicht nur in Großbritannien, sondern auch anderswo in der Welt einen Aufschwung erlebt. Die Niederlande sind darin weltweit führend, z. T. gerade wegen der behördlichen Kontrolle und der Durchsetzung der Verringerung der Antibiotikaanwendung in Milchviehherden. Die nur selektive Behandlung kann mit Erfolg und ohne jede Auswirkung auf die Mastitisvorbeugung und die Neuansteckungsrate eingeführt werden. Jedoch erfordert die Umsetzung ein sorgfältiges Management und das Vorhandensein von aussagekräftigen kuhindividuellen Aufzeichnungen.

Die Entscheidung stützt sich auf individuelle Zellzahl, die Historie klinischer Fälle, Zitzenkondition und Zahl und Art der Keime, welche in der Herde bekannt sind. Gewöhnlich werden Kühe nur dann für eine Behandlung mit Zitzenverschluss ausgewählt, wenn die letzten 3 Zellzahlen vor dem Trockenstellen unter 150.000 – 200.000 lagen und die Kuh als gering mastitisgefährdet gilt, d. h. seit 3 Monaten und noch besser in der ganzen Laktation keine klinische Euterentzündung hatte. Betriebe sind jedoch unterschiedlich wegen der Komplexität durch Zahl und Art der Mastitis erregenden Keime, die auf einem Hof gewöhnlich vorhanden sind, und wegen anderer Risikofaktoren wie Angemessenheit des Stallaufbaus. Daher ist es wichtig, dass auch der Ratschlag des Betriebstierarztes eingeholt wird.

Allerdings sind zutreffende kuhindividuelle Informationen zur Eutergesundheit maßgeblich. Dazu gehören alle Fälle von Mastitis (Datum und Behandlung ja oder nein), sämtliche verabreichte Gaben, das betroffene Viertel, das verwendete Arzneimittel und die Anzahl Verabreichungen. Zudem umfassen sie monatliche, kuhindividuelle Zellzahlangaben.

Eine Form von Probennahme ist erforderlich: Methode und Gerät. Im Falle von Herdbucheinträgen muss das Gerät die ICAR-Zulassung haben. Für gewerblich gehaltene Herden ist aber bloß ein zuverlässiger Probennehmer erforderlich, z. B. Ambics Probennehmer AMS/200, mit dem eine kleine, aber repräsentative Probe Milch genommen wird. Mit Blick auf kuhindividuelle Entscheidungen beim Trockenstellen geht es dabei um die Zellzahl, doch eignet sich die Probe auch für bakteriologische Auswertung, Analyse der Milchzusammensetzung, Progesteron- oder Hemmstofftest (Antibiotikarückstände).

Wenn die Kuh ausgemolken ist, wird der Probennehmerbehälter abgenommen, geschüttelt und dann die nötige Menge in die kleinere Probenflasche umgefüllt, die mit der Kuhkennung und dem Datum der Probennahme beschriftet wird. Der Behälter des Probennehmers wird ganz geleert und kann für die nächste Kuh wieder in den Probennehmer eingesetzt werden.

Erhobene Proben können anschließend angemessen verpackt und zur Auswertung verschickt werden. Klar ist, dass die Ergebnisse in einem verwendbaren Format geliefert werden müssen, damit die Ergebnisse einer jeden Kuh über ihre ganze Laktation hin einfach überwacht werden können. Besprechen Sie dann die Interpretation dieser Ergebnisse mit Ihrem Tierarzt, mit Blick auf die individuelle Auswahl derjenigen Kühe, die ebim Trockenstellen behandelt werden sollen.