Peressigsäure-Melkzeugzwischendesinfektion mit PeraSpray™

TCH Animal Health LLP Thomas C Hemling, Ph.D.

180 E Loch Lloyd Parkway, Village of Loch Lloyd, MO 64012, USA

Peressigsäure-Melkzeugzwischendesinfektion mit PeraSpray™

Euterentzündungen bleiben ein gewichtiges Gesundheits- und wirtschaftliches Problem auf Milchhöfen. Die Übertragung von Mastitiserregern von Kuh zu Kuh über das Melkzeug stellt in konventionellen wie in Roboter-Melkanlagen ein Risiko dar. In konventionellen Anlagen hat sich die Zwischendesinfektion der Melkzeuge als wirksam zur Verringerung des Mastitisrisikos herausgestellt. Wie gut die Desinfektion ist, ergibt sich aus der praktischen Umsetzung und dem verwendeten Mittel. Die breite Umsetzung der Melkzeugzwischendesinfektion stößt sich an Schwierigkeiten bei der Einführung eines gleichförmigen Ablaufs. So weit erfolgt die Desinfektion meist als a) Eintauchen des Melkzeugs, b) automatischer Backflush (Rückspülung) oder c) Besprühen des Melkzeugs. Bei a) wird das Melkzeug in einem Eimer mit Desinfektionsmittel untergetaucht. Problematisch dabei kann werden, dass diese Lösung sich mit der Zeit selbst durch Verschmutzungen von der Innen- und der Außenseite der Melkzeuge verunreinigt und so von ihrer Wirksamkeit einbüßt. Zudem muss darauf geachtet werden, dass die Desinfektionslösung auch die wichtigen Innenoberflächen erreicht. Beim Backflush, b), wird automatisch mit jeweils frischer Desinfektionslösung gespült und werden nur die Innenoberflächen erreicht; doch bereiten auch die Betriebszuverlässigkeit und die Wartung der Ausrüstung Sorge. Zudem können in konventionellen Melkanlagen die Kosten für diese Ausrüstung untragbar sein. Bei c) war das Besprühen von Hand des Melkzeugs aus einem Versorgungsschlauch von der Desinfektionsmittelleitung üblich, wodurch das Mittel bei jedem Melkzeug frisch ist; doch sind gängige Zuführungsschläuche nicht für das Besprühen der Innenoberfläche der Zitzengummis gemacht und oft ist auch deren Material nicht optimal auf das Mittel abgestimmt.

Das jüngst entwickelte PeraSpray™-System bietet das bequeme und kostengünstige Besprühen der Innenoberflächen in den Zitzengummis mit jeweils frischer Desinfektionslösung. Das PeraSpray™ wurde entwickelt und optimiert mit Blick auf einfache Handhabung und gezielte Aufbringung auf die inneren Zitzengummioberflächen. Es ist so gestaltet, dass es für die heute gewöhnlich verwendeten Desinfektionsmittel geeignet ist.

Das verwendete Desinfektionsmittel muss schnell wirken, ein breites Spektrum abdecken, für die verwendete Ausrüstung und den Kautschuk der Zitzengummis geeignet sein, keine Rückstände in der Milch hinterlassen und kostengünstig sein. In der Vergangenheit wurde Jod bei niedriger Konzentration (12 ‑ 25 ppm) als wirksam angesehen, doch bereiteten verstopfte Mischautomaten und Fleckenbildung manchmal Sorgen. Für die Melkzeugzwischendesinfektion wird heute 125 ‑ 250 ppm Peressigsäure (PES) (dazu unten mehr) gängig verwendet, da sie in einem breiten Spektrum und schnell wirkt sowie nicht die Flecken- oder Mischprobleme von Jod aufwirft. Erläuterungen zur ordnungsgemäßen Anwendung von PES im PeraSpray™ zur Melkzeugzwischendesinfektion folgen.

  1. Was ist Peressigsäure?
    1. PES ist ein Desinfektionsmittel für feste Oberflächen mit breitem Wirkungsspektrum, welches allgemein als das Produkt der Wahl für die Verwendung auf Oberflächen, mit denen Nahrungsmittel in Kontakt kommen, anerkannt ist.
    2. PES als Desinfektionsmittel ist eine Mischung aus Peressigsäure, Essigsäure (Essig) und Wasserstoffperoxid.
    3. Erhältlich ist sie als konzentrierte Flüssiglösung (5 % bzw. 50 000 ppm), welche sich bequem so wie für die Verwendung nötig verdünnen lässt.
  2. Sicherheit bei der Handhabung von Peressigsäure
    1. PES als Konzentrat ist oxidierend und hat einen niedrigem pH-Wert.
    2. Sie kann für Haut und Augen schädlich sein.
    3. Bei der Handhabung von PES ist geeignete persönliche Schutzausrüstung zu tragen.
    4. Näheres findet man im Sicherheitsdatenblatt des Herstellers.
  3. Warum ist PES o.k. für Oberflächen im Kontakt mit Nahrungsmitteln wie das Melkzeug?
    1. Etwaige Rückstände von PES werden nach der Verwendung zersetzt zu zunächst Essigsäure (Essig) und Wasserstoff und weiter zu Wasser, Sauerstoff und Kohlendioxid.
    2. In vielen Ländern ist die Verwendung von PES ohne Nachspülen erlaubt.
  4. Welche PES-Konzentration ist anzuwenden?
    1. Der Verordnungsgeber setzt in jedem Land die Schwelle für PES fest, die sowohl als wirksam als auch als sicher angesehen wird.
    2. Das Etikett des PES-Produkts, dessen Erwerb beabsichtigt ist, ist zu beachten.
    3. In Großbritannien und den meisten EU-Ländern gilt für PES bei der Verwendung in Ausrüstung zur Nahrungsmittelverarbeitung eine Verdünnung von 250 ppm.
    4. In den USA, Kanada und weiteren wird bei der Verwendung in Ausrüstung zur Nahrungsmittelverarbeitung PES auf 125 ppm (90 – 190 ppm) verdünnt.
    5. Manche Produktetiketten geben einen Bereich der PES-Verdünnung je nach Dauer des Kontakts zwischen Desinfektionsmittel und Oberflächen der Ausrüstung an. Auch die zugelassene PES-Konzentration kann je nach Kontaktdauer variieren. Je kürzer die Kontaktdauer, desto höher dann die Konzentration, z.B.:TP4 – Desinfektion von Melkausrüstung

      0,60 % (300 ppm), 20°C, 15 sec bei Anlagenreinigung und Einweichen
      0,24 % (120 ppm), 20°C, 30 sec bzw. 5 min bei Anlagenreinigung und Einweichen

  5. Kann eine PES-Konzentration von über 250 ppm im PeraSpray™ verwendet werden?
    1. Nein! PES kann in bestimmte Kunststoffe eindringen und sie schädigen; außerdem wurde für PES bei 250 ppm gezeigt, dass sie wirksam ist.
    2. Die PeraSpray™-Komponenten wurden auf eine PES-Konzentration von bis zu 250 ppm hin entwickelt und getestet. Bei PES über dieser Schwelle drohen Schäden an den Dichtungen und Flanschen und erlischt jedenfalls jeder Gewährleistungsanspruch.
  6. Wie wird eine PES-Lösung zubereitet?
    1. PES ist als Konzentrat, gewöhnlich bei 5 % (50 000 ppm) oder 15 % (150 000 ppm), erhältlich, wobei 5 %-iges das Häufigste in Milchbetrieben ist.
    2. Angenommen sei, PES liegt als 5 %-Konzentrat vor.
    3. Dann für eine Lösung mit 250 ppm
      1. 50 ml der PES 5 % in 10 l kaltes Wasser geben.
    4. Dann für eine Lösung mit 125 ppm
      1. 25 ml der PES 5 % in 10 l kaltes Wasser geben.


  7. Wie lange hält sich die verdünnte PES-Anwendungslösung?
    1. Nachdem sie verdünnt wurde, reduziert sich Peressigsäure langsam wieder zu Wasserstoffperoxid und Essigsäure.
    2. Es ist ratsam, dass die fertige Anwendungslösung (125 – 250 ppm) binnen 12 Stunden aufgebraucht wird.
  8. Wie wird die PES-Lösung mit dem PeraSpray™ angewendet?
    1. Die Zitzengummis mit Wasser spülen.
    2. Das Melkzeug senkrecht herabhängen lassen und die PeraSpray™-Sprühdüse in das Mundstück einführen, dann in jedem Zitzengummi 1 sec lang sprühen.
    3. Das Melkzeug abtropfen lassen.
    4. Falls gemäß PES-Produktetikett erforderlich, nach 15 – 30 sec mit Trinkwasser nachspülen, um etwaige Produktrückstände zu entfernen.
      1. Das Nachspülen wird auf den meisten europäischen Produktetiketten angeraten, ist aber auf Etiketten von PES-Produkten in den USA verboten.
        Anm.: Die Behörden der USA befürchten eine erneute Verunreinigung durch unzureichend gutes Spülwasser, das selbst nicht frei von Kontamination sein könnte. Näheres ist ggf. bei der eigenen örtlich zuständigen Behörde zu erfragen.
  9. Ist die Wirksamkeit von PES zur Melkzeugzwischendesinfektion nachgewiesen?
    1. In jüngerer Vergangenheit wurden mehrere Studien zwecks des Nachweises der Wirksamkeit von PES bei der Melkzeugdesinfektion durchgeführt. Die beiden Beispiele unten zeigen vergleichbare PES-Wirksamkeit bei der Desinfektion der Melkzeuge.
    2. Goossens et al. verglichen die Desinfektion der Zitzengummis mit PES bei 250 ppm mit bloßer Wasserspülung. Die Keimzahl vorher und nachher wurde durch einen Abstrich von der Innenoberfläche der Zitzengummis ermittelt (2010).
      Anwendung Keimzahl % Verringerung
      Vorher Nachher
      PES 5462 59 98.9%
      Wasserspülung 9246 1958 78.8%
    3. Hiley et al. untersuchten die Anwendung von PES bei 250 ppm im PeraSpray™-System. Die Keimzahl wurde vor und nach der PES-Spülung ermittelt (British Mastitis Conference 2010).
      Anwendung Keimzahl % Verringerung
      Vorher Nachher
      PES, Durchschnitt 30562 268 99.1%
      PES, Median 12425 95 99.2%
  10. Ist das PeraSpray™ auch für andere Desinfektionsmittel geeignet?
    1. Empfohlen wird PES, wegen ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit, Verträglichkeit, günstigen Kosten und Fehlen von Milchrückstands- oder Umweltproblemen.
    2. Informationen über die Anwendung keimtötender Stoffe hat Ihr PeraSpray™-Händler.

Nutzen des sorgfältigen Anrüstens vor dem Melken

Nutzen des sorgfältigen Anrüstens vor dem Melken


Obwohl die Bauern zu Zeiten, als die Kuh zum Melken im Stall stand, wohl die biologischen Gründe für eine Vorbereitung der Kuh vor dem Melken nicht kannten, wussten sie doch, dass unzureichende Stimulation des Handmelken schwerer macht und zu weniger Milchleistung führt. Die Erfindung der Melkmaschine überdeckte die Nachteile daraus, dass der Vormelkablauf nicht vollständig befolgt wird. Seit auf Milchhöfen weniger Mitarbeiter sind und die Anzahl Kühe pro in der Milchviehherde arbeitender Person größer geworden ist, hat man beim Melken gern mal eine Abkürzung genommen und Elemente, die zu einem sachdienlichen Melkablauf gehören, aus ihm entfernt – wo sie sich nicht automatisieren ließen.

Unter ihnen ganz vorn stehen die, die mit dem Ablauf vor dem Melken zu tun haben. Gerade bei größeren Swing-over-Melkständen gab es einen Trend zu dem Ansatz: Kühe rein, Melkzeuge dran, Kühe raus, und zwar mit sehr wenig oder gar keinem Anrüsten der Euter. Oft basierte das darauf, dass man die Zitzen der Kühe als sauber ansah und sich Auswertungen zur Milchhygiene nicht in einem ggf. niedrigeren Preis auswirkten. Gab es hohe Zellzahlen oder Probleme mit klinischen Euterentzündungen, wurde sehr oft der Melktechnik oder der Stalleinrichtung die Schuld gegeben.

Allerdings zeigten in diesen Fällen die Beurteilung „nass“ während des Melkens und die Beobachtung des Milchflusses, dass ein nicht sachdienlicher Melkablauf zu Problemen führte und zugleich in vielen Fällen nicht sonderlich viel Melkzeit einsparte.

Im Melkablauf auf das Anrüsten zu verzichten, egal ob das ganze Jahr über oder  während des Weidegangs der Kühe, zeigt die Unkenntnis vom bedeutenden Nutzen, der durch es erzielt wird.

Erkennung von veränderter Milch oder Mastitis

Abnorm veränderte Milch früh zu erkennen, ermöglicht, sie aus dem Milchtank herauszuhalten, so dass die Zell- und die Keimzahl niedrig bleiben. Die frühe Erkennung von veränderter Milch ermöglicht ebenso eine frühzeitige Reaktion und Behandlung, woraus sich eine niedrigere Rückfallrate und so insgesamt eine niedrigere Neuinfektionsrate ergeben dürften.

Stimulation des Einschießens der Milch

Die Berührung der Zitzen der Kuh während des Anrüstens vor dem Melken führt zum Einschießen der Milch.

Eine Studie zur Vorbereitung der Zitzen vor dem Melken zeigte:

  • Weniger als 10 Sekunden lange Zitzenreinigung ist kein ausreichender Stimulus für das durchgängige, natürliche Einschießen der Milch.
  • Die Durchführung der Zitzenvorbehandlung so, dass ein guter Stimulus von 10 – 20 Sekunden entsteht, ist ausreichend für die angemessene Reinigung der Zitzen und eine durchgängige Reaktion des Milcheinschießens.
  • Das optimale „Zeitfenster“ zum Ansetzen der Zitzenbecher liegt bei 60 – 90 Sekunden nach der ersten Berührung von Euter und Zitzen der Kuh durch den Melker (manchmal Anrüstzeit genannt).
  • Eine Anrüstzeit bis zum Ansetzen von 60 Sekunden verringert die mittlere Melkdauer pro Kuh um 40 Sekunden und erhöht die Milchleistung pro Melken um 0,32 kg.

Während man das Gefühl haben mag, dass das Melken schneller geht, wenn man die den Anrüstablauf vor dem Melken weglässt, verliert man so die Gelegenheit, abnorm veränderte Milch zu erkennen, und negative Auswirkungen auf die Dauer, die eine Kuh gemolken wird, und die Menge Milch, die sie gibt, sind wahrscheinlich. Um den Nutzen zu optimieren, ist es wichtig, dass alle Melker denselben Ablauf einhalten.

Beim Melken von Kühen geht es nicht allein um den Durchsatz, sondern um die Erzeugung von Milch höchster Qualität, die der Nachfrage am Markt gerecht wird. Fast immer lohnt es sich, auch auf Details aufmerksam zu achten.