7-Punkte-Plan zur Mastitisvorbeugung

Eine Anregung

In den vergangenen 40 Jahren, seit der Verabschiedung des 5-Punkte-Plans zur Mastitisvorbeugung ist eine deutliche Verringerung der Anzahl klinischer Fälle von Euterentzündung festzustellen, ebenso der Werte für somatische Zellen in der Milch im Tank und des Auftretens von Mastitis durch ansteckende Keime.

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Grundlegendes zur Mastitis

Grundlegendes zur Mastitis

Einteilung von Mastitisarten

Eine Mastitis kann sein:

  • Klinisch oder subklinisch
  • durch Ansteckung oder aus der Umgebung
  • während der Laktation oder in der Trockenstehzeit

Definitionen

Eine Euterentzündung ist klinisch, wenn erkennbare Veränderungen des Eutergewebes und/oder der Milch vorliegen. Milch kann wässrig aussehen und es können Flocken vorhanden sein, jedenfalls aber abnormes Sekret. Das Euter kann sowohl normal aussehen als auch Temperatur und Schwellung aufweisen. Je nach Schwere der Entzündung kann die Kuh normal aussehen und sich auch so verhalten oder kann die Krankheit wie eine Vergiftung wirken (toxische, Coli-Mastitis).

Eine Euterentzündung ist subklinisch, wenn sich in der Milch keine Veränderungen zeigen. Ein Melker kann ohne die Durchführung von Tests, z. B. Einzelzellzahl oder Schalmtest, eine subklinische Mastitis nicht erkennen. Die Zellzahl von Eutervierteln mit subklinischer Mastitis liegt regelmäßig höher als 200.000.

Bei ansteckenden Euterentzündungen sind das Euter und die Zitzen selbst der Infektionsherd. Die Übertragung erfolgt während des Melkens durch das Anrüsten der Euter mit verunreinigten Händen, Eutertüchern oder Zitzengummis. Die Infektion setzt auf der Zitze und im Strichkanal ein. Die Keime können in der Folge in die Milchdrüse vordringen. Die meisten Infektionen verlaufen subklinisch und führen zu erhöhten Zellzahlen. Zu den Vorbeugemaßnahmen gehören Desinfektion der Zitzen nach dem Melken, Behandlung von Trockenstellerinnen und Abgang der Kuh. Ansteckende Bakterien sind z. B. Staphylococcus aureus, Streptococcus agalactiae und Streptococcus dysgalactiae. Falls herdenweit die Zellzahl über 200 000 liegt, deutet das auf ein Problem mit ansteckenden Euterentzündungen hin.

Bei einer Umgebungseuterentzündung ist der Herd, von dem die Infektion ausgeht, die Umgebung der Kuh. Die Infektion setzt zwischen den Melkzeiten oder während des Anrüstens der Euter an den Zitzen ein. Die Organismen werden durch den Strichkanal nach innen befördert während des Melkens oder, falls sich die Kühe unmittelbar nach dem Melken hinlegen können, nach der Melkzeit. Die meisten solchen Infektionen führen zu klinischer Mastitis. Subklinische Entzündungen sind weniger üblich. Der Umgebungsmastitis beugt man vor durch Herstellung einer sauberen Umgebung, angemessene Kuhplätze im Stall, Melken mit einer richtig eingestellten Anlage, gutes Anrüsten der Euter und Zitzendesinfektion vor dem Melken. Zu den Umgebungserregern gehören E. coli, Streptococcus uberis (in Stroheinstreu), Klebsiellen (in Sägemehl und -spänen) und Bacillus-Arten.

Eine Euterentzündung in der Laktation bildet sich, wenn die Erreger das Euter befallen, WÄHREND die Kuh Milch gibt. Beispielsweise kann dies aus der Übertragung des Staph. aureus über das Zitzengummi oder einer Umgebungsinfektion bei Kühen, die nicht auf sauberen Plätzen liegen, folgen.

Eine Entzündung in der Trockenstehzeit entsteht, wenn die Kuh nicht melkend ist. Solche Fälle erfolgen fast ausnahmslos durch Umgebungserreger wie E. coli und Strep. uberis, denn das Risiko der Ausbreitung aus einem infektiösen Herd ist quasi null, da die Kuh nicht gemolken wird.

FRAGE, THEMAANSTECKUNGUMGEBUNG
BakteriumStaph. aureus
Strep. uberis
Strep. agalactiae
Strep. dysgalactiae
CNS
E.Coli
Strep. uberis
Klebsiellen
Pseudomonas
InfektionsquelleEuterUmgebung
Art festgestellte Mastitissubklinisch (alle)
klinisch (S. uberis u. S. aureus)
klinisch, subklinisch nur bei Strep. uberis
Zeitpunkt der ÜbertragungMelkenTrockenstehzeit
beim Melken
zwischen Melkzeiten
Zeitpunkt der InfektionLaktationLaktation u. Trockenstehzeit
Auswirkung auf Zellzahl herdenweitErhöhtohne, außer bei Problemen mit Strep. uberis
Übliche VorbeugungBehandlung beim Trockenstellen
Nachmelk-Zitzendippen
Abgang
Behandlung
gute Melkhygiene
regelmäßiger Austausch der Zitzengummis
Einstellungen der Melkanlage
saubere Umgebung
innerer Zitzenverschluss
saubere Euter und Zitzen
Vormelk-Zitzendippen
Einstellungen der Melkanlage
Vorkehrungen, damit Kühe nach dem Melken stehen bleiben
Impfung

Nutzen des sorgfältigen Anrüstens vor dem Melken

Nutzen des sorgfältigen Anrüstens vor dem Melken


Obwohl die Bauern zu Zeiten, als die Kuh zum Melken im Stall stand, wohl die biologischen Gründe für eine Vorbereitung der Kuh vor dem Melken nicht kannten, wussten sie doch, dass unzureichende Stimulation des Handmelken schwerer macht und zu weniger Milchleistung führt. Die Erfindung der Melkmaschine überdeckte die Nachteile daraus, dass der Vormelkablauf nicht vollständig befolgt wird. Seit auf Milchhöfen weniger Mitarbeiter sind und die Anzahl Kühe pro in der Milchviehherde arbeitender Person größer geworden ist, hat man beim Melken gern mal eine Abkürzung genommen und Elemente, die zu einem sachdienlichen Melkablauf gehören, aus ihm entfernt – wo sie sich nicht automatisieren ließen.

Unter ihnen ganz vorn stehen die, die mit dem Ablauf vor dem Melken zu tun haben. Gerade bei größeren Swing-over-Melkständen gab es einen Trend zu dem Ansatz: Kühe rein, Melkzeuge dran, Kühe raus, und zwar mit sehr wenig oder gar keinem Anrüsten der Euter. Oft basierte das darauf, dass man die Zitzen der Kühe als sauber ansah und sich Auswertungen zur Milchhygiene nicht in einem ggf. niedrigeren Preis auswirkten. Gab es hohe Zellzahlen oder Probleme mit klinischen Euterentzündungen, wurde sehr oft der Melktechnik oder der Stalleinrichtung die Schuld gegeben.

Allerdings zeigten in diesen Fällen die Beurteilung „nass“ während des Melkens und die Beobachtung des Milchflusses, dass ein nicht sachdienlicher Melkablauf zu Problemen führte und zugleich in vielen Fällen nicht sonderlich viel Melkzeit einsparte.

Im Melkablauf auf das Anrüsten zu verzichten, egal ob das ganze Jahr über oder  während des Weidegangs der Kühe, zeigt die Unkenntnis vom bedeutenden Nutzen, der durch es erzielt wird.

Erkennung von veränderter Milch oder Mastitis

Abnorm veränderte Milch früh zu erkennen, ermöglicht, sie aus dem Milchtank herauszuhalten, so dass die Zell- und die Keimzahl niedrig bleiben. Die frühe Erkennung von veränderter Milch ermöglicht ebenso eine frühzeitige Reaktion und Behandlung, woraus sich eine niedrigere Rückfallrate und so insgesamt eine niedrigere Neuinfektionsrate ergeben dürften.

Stimulation des Einschießens der Milch

Die Berührung der Zitzen der Kuh während des Anrüstens vor dem Melken führt zum Einschießen der Milch.

Eine Studie zur Vorbereitung der Zitzen vor dem Melken zeigte:

  • Weniger als 10 Sekunden lange Zitzenreinigung ist kein ausreichender Stimulus für das durchgängige, natürliche Einschießen der Milch.
  • Die Durchführung der Zitzenvorbehandlung so, dass ein guter Stimulus von 10 – 20 Sekunden entsteht, ist ausreichend für die angemessene Reinigung der Zitzen und eine durchgängige Reaktion des Milcheinschießens.
  • Das optimale „Zeitfenster“ zum Ansetzen der Zitzenbecher liegt bei 60 – 90 Sekunden nach der ersten Berührung von Euter und Zitzen der Kuh durch den Melker (manchmal Anrüstzeit genannt).
  • Eine Anrüstzeit bis zum Ansetzen von 60 Sekunden verringert die mittlere Melkdauer pro Kuh um 40 Sekunden und erhöht die Milchleistung pro Melken um 0,32 kg.

Während man das Gefühl haben mag, dass das Melken schneller geht, wenn man die den Anrüstablauf vor dem Melken weglässt, verliert man so die Gelegenheit, abnorm veränderte Milch zu erkennen, und negative Auswirkungen auf die Dauer, die eine Kuh gemolken wird, und die Menge Milch, die sie gibt, sind wahrscheinlich. Um den Nutzen zu optimieren, ist es wichtig, dass alle Melker denselben Ablauf einhalten.

Beim Melken von Kühen geht es nicht allein um den Durchsatz, sondern um die Erzeugung von Milch höchster Qualität, die der Nachfrage am Markt gerecht wird. Fast immer lohnt es sich, auch auf Details aufmerksam zu achten.

Erkennung von Mastitis

Erkennung von Mastitis


Umgehende und zuverlässige Erkennung von Euterentzündungen ist unumgänglich, um zu gewährleisten, dass klinische Fälle mit Erfolg behandelt werden.

Eine klinische Mastitis liegt bei einer Entzündung des Euters vor, die zu Veränderungen der Milch führt: verklumpte Flocken, abnorme Farbe bzw. jede andere Veränderung des Aussehens der Milch. Die Veränderungen betreffen dabei die gesamte Milch. Falls Flocken nur in den ersten zwei oder drei Strichen gefunden werden, die Milch danach aber normal ist, handelt es sich NICHT um eine klinische Mastitis, sondern um eine lokale Reaktion in der Zitze selbst. Sie müssen KEINE Tests, z. B. den Schalmtest (so genannter California Mastitis Test), durchführen, um zu entscheiden, ob eine Kuh unter klinischer Mastitis leidet. Wenn die Milch normal aussieht, hat die Kuh KEINE klinische Euterentzündung.

Im Ergebnis führt die Früherkennung und Behandlung von Mastitis zu:

  • rascheres Ansprechen auf die Behandlung
  • verringertes Risiko der wechselseitigen Ansteckung, so dass andere Kühe nicht an Mastitis erkranken
  • Verhinderung von Mastitismilch im Milchtank, also Schutz für die Zellzahl und die Keimzahl der Milch im Tank
  • weniger Rückfälle, also weniger zu behandelnde Kühe
  • raschere Verringerung der Zellzahl
  • rascher zurückkehrende Milchleistung

Nicht in jeder Herde wird das Vorgemelk abgemolken. In manchen Teilen der Welt wird ohne jedes Anrüsten des Euters angesetzt. In anderen Herden werden nur Hochrisikokühe, z. B. die hochleistenden, vorgemolken. Die Mastitiserkennung ist bei manchen Herden einfach deshalb verspätet, weil die Melker das Vorgemelk nicht ziehen oder gar nicht auf klinische Anzeichen achten; dann ist jeder Ansatz, mit dem sich derlei verbessern lässt, von Vorteil.

Mastitiskontrollgeräte im Milchstrom bieten zahlreiche Vorteile:

  • Ausfiltern von Flocken
  • Auffangen von Strohhalmen und Schmutz, was den Melkern notfalls zeigt, dass die Vorbereitung der Zitzen sich verbessern muss
  • bei großen Kontrollgeräten leichte Sichtbarkeit der verklumpten Flocken
  • selbst großvolumige Kontrollgeräte, wie Ambics Vision, normal ohne Auswirkung auf die Vakuumstabilität und den Milchfluss, sofern sie sauber gehalten werden


Vom Filter im Mastitiskontrollgerät aufgefangene Flocken


Vom Filter im Mastitiskontrollgerät aufgefangene Flocken

Es ist zwingend, dass die Melker ein Mastitiskontrollgerät m Milchstrom bei jeder Kuh nach dem Melken überprüfen. In einer Anlage mit Mengenmessbehältern sollte die Milch erst nach dieser Prüfung in den Milchtank gelassen werden, denn stellt sich bei der einzelnen Kuh Mastitis heraus, kann ihre Milch abgeleitet werden. Findet man im Kontrollgerät Flocken, ist die Kuh auf klinische Mastitis zu untersuchen. Im Zweifel kann die Untersuchung beim nächsten Melken wiederholt werden.

Seien Sie sich bewusst, dass immer mehr Erzeuger beim Trockenstellen der Kühe Produkte für den inneren Zitzenverschluss verwenden. Es ist nicht unüblich, dass so behandelte Kühe in der gesamten ersten Woche nach dem Abkalben Brocken dieses Produkts abgeben. Sie können im Kontrollgerät leicht für Flocken gehalten werden, brechen aber auseinander und fühlen sich ganz anders an als von Mastitis herrührende Flocken.

Es ist NICHT ratsam, eine Kuh allein deshalb zu behandeln, weil in ihrer Milch Flocken ausgefiltert wurden. Bei der Kuh sollten einige Striche abgemolken werden, um zu prüfen, ob eine klinische Mastitis vorliegt. Denken Sie auch daran, dass Kontrollgeräte im Milchstrom ein bloßes Hilfsmittel zur Mastitiserkennung sind und nicht notwendig alle Fälle erfassen.

Näheres zum Mastitiskontrollgerät Vision für Milchschlauch 16 – 19 mm finden Sie hier.

Näheres zum Mastitiskontrollgerät Vision für Milchschlauch 12 – 13 mm finden Sie hier.